Meine alternative Selbst-Behandlung und was mir sonst noch aufgefallen ist

Ich verzichte weitestgehend auf das Nervengift Alkohol – wozu mir niemand geraten hat, was für mich aber naheliegend war und mich daher auch absolut keine Überwindung gekostet hat. Das heiβt nicht, dass ich nicht auch hin und wieder mal einen Whiskey-Trüffel genieβe. Aber ich nehme somit deutlich kleinere Mengen Alkohol auf, und eben auch seltener als vorher. Auβerdem gibt es inzwischen einige gute alkoholfreie Alternativen zum Anstoβen, so dass man dem Alkohol gar nicht nachtrauern muss.

Generell konsumiere ich nicht allzu viel Zucker, habe hin und wieder aber dennoch Lust auf etwas Süβes. Meist konsumiere ich dies als kleinen Nachtisch, also im Anschluss an eine Mahlzeit und kaum zwischen 2 Mahlzeiten. Das hatte ich bereits vor meiner Diagnose so gehalten. Habe Süβkram also nicht von meinem Speiseplan gestrichen. Genieβe hin und wieder etwas Süβes – aber eben in Maβen!

Auch habe ich in den letzten Jahren festgestellt, dass ich hin und wieder auf Menschen treffe, die mich Energie kosten. Wenn mir das bewusst wird, schränke ich Kontakte zu solchen Menschen ein. Das hat nichts mit damit zu tun, “nachtragend” oder “arrogant” zu sein. Jeder Mensch ist anders aufgewachsen und ich möchte anderen Menschen wirklich keine bösen Absichten unterstellen. Aber wenn es einfach nicht passt, dann akzeptiere ich dies und konzentriere mich auf die wichtigen Menschen in meinem Leben!

Des Weiteren habe ich der körperlichen Bewegung in meinem Leben einen deutlich gröβeren Platz eingeräumt. Gerade im Hinblick auf die (morgendliche) Muskelsteifheit, unter der viele MS-Patienten leiden, kann ich dies als recht wirksames Mittel empfehlen, sofern Ihnen dies möglich ist. Regelmäβige Bewegung (ganzer Körper, nicht nur die Beine) macht die Muskulatur geschmeidiger und man fühlt sich nach dem Aufwachen nicht wie im Körper einer 80-jährigen Person. Seit diesem Schub Anfang 2016 spüre ich täglich diese Steifheit, was unter anderem auch dazu führt, auf andere angespannt zu wirken. Und vor allem, dass mein eigenes Wohlbefinden dadurch beeinträchtigt wird. Ich habe versucht, mit verschiedenen Mitteln dagegen vorzugehen. Habe es zum Beispiel mit Magnesium versucht, mit pflanzlichen Mittelchen wie Lavendel, Passionsblume und Cannabis (CBD). Alle diese Mittel hatten einen positiven Effekt, konnten meine Steifheit aber nicht bahnbrechend verringern. Das aus meiner Sicht beste Mittel ist Schwitzen. Und das wirklich regelmäβig. Sie müssen hierfür keine Bäume ausreiβen! Wenn Ihnen einmal gar nicht nach Sport ist, und Sie mit der Hitze kein allzugroβes Problem haben, dann gehen Sie in die Sauna! Wenn Sie Sport machen, dann fordern Sie sich – aber überfordern Sie sich nicht. Hauptsache, Sie kommen ins Schwitzen! Hören Sie auf Ihren Körper und Sie werden mit der Zeit feststellen, dass Sie durchaus einiges leisten können, mit der Zeit auch mit mehr Belastung gut auskommen und sich danach entspannter und besser fühlen! Auch noch am Folgetag des Sports, was eben dazu führt, sich nach dem Aufwachen nicht komplett im falschen Körper fühlen!

Sie können zur besseren Muskelentspannung zudem Muskelentspannungsbäder nehmen. Oder Sie reiben sich mit Cremes oder Gelen aus Arnika, Johanniskraut oder Latschenkiefer ein. Probieren Sie aus, was Ihnen am besten hilft!

Bisher galt die Einnahme von Magnesiumpräparaten als wichtiger Bestandteil zur Muskelregeneration, z.B. beim Sport. Eine kürzlich angelegte Studie konnte keine signifikant verbessernde Wirkung bei Sportlern feststellen. Doch bei Magnesium-defizienten Patienten wäre der Konsum anzuraten.[37] Ich muss gestehen, ich habe meinen Magnesiumlevel nie testen lassen. Und doch greife ich immer wieder (aber nicht ständig!) auf Magnesiumpräparate zurück. Es hilft mir bei der erhöhten Muskelanspannung und auch bei der Endometriose, so dass ich daraus folgern würde, ich hätte ein Magnesium-Defizit. Wie gesagt, es unterstützt mich, aber die Beschwerden werden durch den Magnesiumkonsum nicht komplett eliminiert. Probieren Sie aus, ob es auch Ihnen hilft und entscheiden Sie dann, ob es weiterhin für Sie in Frage kommt.

Ich bin schon viele Jahre Zähneknirscher und habe immer wieder gehört, dass man dies mit Entspannungsmethoden behandeln kann. Dem stimme ich zum Teil zu, möchte aber auch darauf hinweisen, dass ein erhöhter Muskeltonus bei MS eben keine Seltenheit ist und die Ursache fürs Zähneknirschen womöglich auch direkt mit der MS-Erkrankung zu tun haben könnte. Aus diesem Grund können Entspannungstechniken zur Reduktion der Anspannung sicherlich helfen, aber komplett eliminieren werden Sie Ihr Zähneknirschen hierdurch vermutlich nicht. Soweit mir bekannt ist, ist die Kieferregion die erste Stelle, an der nach dem Ableben die Leichenstarre einsetzt. Diese Tatsache weist also auch darauf hin, dass diese Körperstelle generell rasch anfällig für Muskelsteifheit ist.

Ich habe auch etwas auf meine Ernährung geachtet und dabei ist mir Folgendes aufgefallen: Ich vertrage Nüsse und Erdnüsse nicht. Dachte, dass ich gerade wegen der positiven Effekte von Nüssen auf die Nerven viele davon essen sollte. Einige Monate nach dem Schub hatte ich mir eine gewisse Routine zugelegt – also bestimmte Zeiten, zu denen ich fast täglich Nüsse konsumierte. Nach einiger Zeit war mir aufgefallen, dass es mir ca. 2-3 Stunden nach dem Konsum schlecht ging. Hatte immer wieder einen Brummschädel, Kopfschmerzen, Migräne, Müdigkeit, Schwindel und je nach Nuss-Sorte auch juckende Pusteln an den Unterarmen und juckende Augen. Dass dieser Zusammenhang bestand, habe ich erst nach einiger Zeit durch Schreiben eines Ernährungstagebuchs herausgefunden. Einen ähnlichen Effekt konnte ich bei Bananen und Bierhefe feststellen und habe daher diese Nahrungsmittel weitestgehend von meinem Speiseplan verbannt. Hin und wieder konsumiert man auch Lebensmittel, ohne dass einem bewusst ist, welche Zutaten sich darin befinden, so dass man auch immer mal auf einen Blick auf die Zutatenliste werfen sollte. Denn dann erklärt sich schon teilweise, weshalb man manche Lebensmittel nicht verträgt (z.B. Schokoladencreme, weil Nüsse darin enthalten sind). Habe sogar testen lassen, ob es sich bei mir um Allergien handelt. Aber dies konnte bei sämtlichen Lebensmitteln aufgrund von Bluttests ausgeschlossen werden (da keine Antikörper nachgewiesen werden konnten). Es bleibt also weiterhin bei „Unverträglichkeiten“. Ob es einen Zusammenhang zwischen diesen Nahrungsmittel­unverträglich­keiten und meiner MS-Erkrankung gibt, kann ich nicht genau sagen. Man sieht an diesem Beispiel allerdings folgende Aspekte:

  1. Nur weil etwas allgemein als gut für die Nerven gilt, heiβt es nicht, dass sie es auch vertragen! Bitte achten Sie bei Ihrem Konsum von Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln auf Ihren Körper und stressen Sie ihn nicht unnötig!
  2. Eine Analyse z.B. mittels einen solchen Nahrungsmitteltagebuchs könnte durchaus für Sie aufschlussreich sein. Gerade wenn man an Unverträglichkeiten (also nicht an Allergien) leidet, treten die Symptome oft erst einige Stunden nach dem Verzehr auf. Diese Effekte könnten unter Umständen sogar 24 Stunden später auftreten, so dass Sie diese negativen Effekte zunächst nicht auf ein bestimmtes Nahrungsmittel zurückführen würden. Diese “verspätete” Reaktion auf die Lebensmittel ist ein Hinweis dafür, dass Ihr Körper mit einem Metaboliten, also einem Stoffwechselprodukt des Nahrungsmittels schlecht zurechtkommt.
  3. Sie können Ihr Wohlbefinden durch die Einnahme oder eben wie in meinem Fall auch das Weglassen bestimmter Lebensmittel verbessern und somit Ihr Essen als Teil Ihrer Therapie begreifen.

Sie müssen ein solches Ernährungstagebuch auch nicht ewig führen. Es ist aber sicherlich eine gute Möglichkeit, sich einige Zeit besser mit ihrem Körper auseinanderzusetzen! Besonders, wenn Sie Ihre Ernährung umstellen oder auch verschiedene Nahrungs(ergänzungs)mittel in Ihren Alltag integrieren.

Mir ist in diesem Zusammenhang auβerdem aufgefallen, dass meine Nahrungsmittel­unverträglich­keiten nicht nur die oben genannten Symptome nach sich zogen. Ich hatte nämlich auch starke Nesselsucht, also juckende Pusteln auf der Haut an verschiedenen Körperstellen. Diese traten unter anderem beim Duschen, beim Sport und allgemein beim Wechsel von Kalt nach Warm verstärkt auf. Und sogar Pflanzen jeglicher Art konnte ich gar nicht mehr ohne Handschuhe anfassen. Selbst nach der Einnahme von Medikamenten, wie z.B. Ibuprofen hatte ich verstärkt diese Symptome. Der Hautarzt hat mir Cortisol-Tabletten zur Behandlung gegeben – auf die ich allerdings verzichten wollte.

Durch den Verzicht auf Nüsse hat sich meine Nesselsucht stark reduziert. Daher möchte ich Sie an dieser Stelle dafür sensibilisieren, sich mit der Wirkung von Lebensmitteln auf Ihren Körper auseinanderzusetzen! Vielleicht verstärken manche Nahrungsmittel bei Ihnen bestimmte Symptome, die Sie gar nicht miteinander in Verbindung gebracht hätten. Meine Nesselsucht trat nämlich nicht offensichtlich wenige Stunden nach dem Verzehr eines bestimmten Nahrungsmittels auf, sondern war quasi permanent vorhanden, als ich noch täglich Nüsse konsumiert hatte. Und dennoch konnte ich rückblickend einen Zusammenhang zu bestimmten Nahrungsmitteln herstellen, besonders als ich sie einige Wochen nicht mehr konsumiert hatte. Hören Sie in sich hinein! Beobachten Sie und hören auf Ihren Körper!

Was Nahrungsmittelunverträglichkeiten betrifft, so gibt es -je nach Art der Unverträglichkeit- auch Tabletten wie z.B. bei Lactose- oder Histaminintoleranz. Falls man also gar nicht auf bestimmte Lebensmittel verzichten möchte, wäre dies eine Möglichkeit, die Unverträglichkeitssymptome zu reduzieren. Bei mir waren die Übeltäter Nüsse. Bei anderen MS-Erkrankten sind es vielleicht Milchprodukte, bestimmte Fleischsorten, Konservierungsstoffe (die ich nach Möglichkeit meide), Kaffee, Gluten oder im besten Falle nichts.

Habe auch einige Monate Intervallfasten betrieben. Finde es recht hilfreich. Die morgendliche Muskelsteifigkeit war bereits nach wenigen Tagen hierdurch weniger schlimm und auch die Forschung sieht hier einen Benefit für chronisch Kranke.[38] Angeblich werden durch Intervallfasten entzündungshemmende Propionate gebildet.[39] Es hatte tatsächlich einen positiven Effekt auf mein Wohlbefinden. Um den entspannenden Effekt besonders auf die Morgensteifigkeit zu erhöhen, hatte ich nicht auf mein Frühstück, sondern auf mein Abendessen verzichtet und ab 15 Uhr bis zum Morgen des nächsten Tages nichts mehr gegessen. Da ich aber im Laufe der Zeit mehr Sport in meinen Alltag integriert habe, bin ich etwas vom Intervallfasten abgekommen. Denn bei meinem abendlichen Sport brauche ich eben doch Kohlenhydrate, um während und nach meinem Training nicht zu unterzuckern. Zudem hat Sport nach meinem Empfinden einen stärkeren Einfluss auf die Reduktion des erhöhten Muskeltonus. Je nach Bedarf esse ich dementsprechend doch noch abends etwas oder eben auch nicht.

Möglicherweise gibt es auch äuβere Schadstoffe, auf die Sie reagieren, z.B. Farben, Lacke oder anderes. Machen Sie sich die Mühe und finden Sie heraus, was Ihnen mehr oder weniger guttut. Dementsprechend können Sie Wege finden, diese Dinge je nach Wohlfühlfaktor vermehrt in Ihr Leben einzubauen oder eben auch zu meiden! In der Zeit vor und während der Diagnose habe ich in chemischen Laboren gearbeitet. Dass man es dort nicht nur mit unschädlichen Substanzen zu tun hat, dürfte allgemein bekannt sein. Aufgrund der Diagnose hatte ich für mich beschlossen, mein Arbeitsfeld vom Labor zum Schreibtisch zu verbannen. Ich habe mich seitdem also weniger potenziell nerven­schädigenden Substanzen ausgesetzt. Zuerst habe ich mich nach der Diagnose vor allem auf das Schreiben meiner Dissertation (also reine Schreibtischarbeit) konzentriert. Der Job danach war natürlich auch nur am Schreibtisch, hat mich aber geistig etwas unterfordert. Nach einigen Jahren hatte ich mich schlieβlich dazu entschlossen (auch wegen guter Gelegenheit während der Pandemie), eine Weiterbildung in einem anderen Bereich zu absolvieren. Ich hätte es nach der Diagnose wirklich nicht für möglich gehalten! All dieser Stress! Dachte, der würde sich nicht mit MS vertragen. Habe mir aber eine flexible Art des Studiums ausgesucht, so dass ich mir bei Bedarf ohne Bedenken Pausen hätte einräumen können. Ich habe keine gröβeren Pausen gebraucht, fand es aber beruhigend, diesbezüglich flexibel zu sein. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle den Mut geben, Ihren Weg zu gehen! Wenn dieser Sie aus eigenem Interesse zu einer Weiterbildungsmaβnahme bringt, dann schrecken Sie bitte nicht davor zurück und wagen diesen Schritt! Für mich persönlich hat sie deutlichen Mehrwert gebracht. Und den hat sie für Sie womöglich auch!

Äussere Schadstoffe können eben auch in Nahrungsmitteln enthalten sein, wie z.B. Pestizide oder Antibiotika. Achten Sie daher beim Lebensmittelkauf möglichst auf Bezugsquellen, die natürliche und unbehandelte Produkte anbieten.

Obwohl es mir generell recht gut geht, gibt es auch bei mir immer wieder Tage, an denen ich mich nicht super fit fühle. Dann lasse ich es nach Möglichkeit etwas ruhiger angehen. Und das hilft auch meist, damit es sich nicht zu einer längeren Durchhängephase entwickelt. Unterstützen lässt sich dies gut mit verschiedenen Entspannungstechniken und pflanzlichen Hilfsmitteln, z.B. Tee aus Passionsblume, Lavendel oder CBD-Öl. Auch Spaziergänge tun in solchen Phasen gut – gerade wenn man doch kein Sportprogramm absolviert.

Im vergangenen Jahr ist meine liebe Schwiegermutter aufgrund einer Krebserkrankung verstorben. Und natürlich ist meine Schwiegermutter nicht meine eigene Mutter, aber ich hatte sie doch recht gern. Es hatte sich für mich also wieder eine emotional schwierige Situation angebahnt und ich habe die letzten Treffen mit meiner Schwiegermama genossen! Klar war es keine einfache Situation, weder für mich, meinen Mann und erst recht nicht für sie. Und natürlich schwang auch hier bei mir die Angst mit, dass ein erneuter Schub nicht auf sich warten lässt. Sicherlich war es an dieser Stelle hilfreich, langsam Abschiednehmen zu können, als wenn eine Todesnachricht plötzlich kommt. Ich denke aber auch, dass die Krankheit mich in den vergangenen Jahren ein stückweit sensibilisiert hat, generell im Alltag dankbar für einiges zu sein, das ich vorher als normal betrachtet hatte. Heiβt, die innere Einstellung hat aus meiner Sicht auch einen gewissen Effekt auf das Krankheitsgeschehen und ich kann jedem nur empfehlen, auch mit offenen Augen durchs Leben zu gehen. Nach meinem Empfinden gibt es vor allem zwei Dinge, die wichtig sind im Leben und das sind Gesundheit und Freude! Beides kann man nur teilweise mit Geld beeinflussen, aber kaufen kann man sie nicht! Und gerade Freude ist etwas, das man wiederum unter anderem durch Kontakte mit lieben Menschen bekommt oder dadurch, dass man das tut, was man gerne machen möchte! Diese Freude kann die Krankheit vermutlich nicht heilen. Aber von einem positiven Effekt auf die eigene Gesundheit würde ich stark ausgehen! Der erwartete Schub blieb aus! Und das kann er womöglich auch bei Ihnen!

Generell nehme ich hin und wieder Vitamin D-Präparat und die der B-Vitamine. Diese nehme ich nicht als Dauertherapie ein, aber gerade in stressigen Zeiten ist z.B. Vitamin B12 eine gute Unterstützung. Und da man in diesen Breitengraden im Winter ohnehin häufig unterversorgt ist mit Vitamin D, supplementiere ich dieses ebenso immer mal wieder in der kalten Jahreshälfte – aber nicht in extrem hohen Dosen, die verschreibungspflichtig wären. Besonders bei gröβerer körperlicher Anstrengung greife ich gerne auf Leber-Galle-Tee zurück und bin hierdurch leistungsfähiger. Auch Leinöl steht auf meinem Speiseplan, da es eine gute Omega-3-Fettsäure darstellt und damit als entzündungshemmend gilt.

Im Allgemeinen gelten Bitterstoffe als blutreinigend. Auch wenn dies ein recht weit gefasster Begriff ist, beeinflussen Bitterstoffe möglicherweise auch das Krankheitsgeschehen bei MS. Wie bereits erwähnt, wurden bei MS-Patienten unter anderem erhöhte Werte mancher Blutgerinnungsfaktoren festgestellt.[21], [22] Dass die Blut-Hirn-Schranke bei der MS-Erkrankung gestört ist, gilt als allgemein bekannt. Möglicherweise gibt es auch andere Blutbestandteile, deren Konzentrationen bei einer MS-Erkrankung verändert vorliegen, die bisher aber nicht untersucht wurden. Da sich die MS-Forschung weniger auf die Blutanalyse konzentriert, ist dies bisher jedoch nicht gesichert. Ein positiver Effekt von Bitterstoffen auf die Blutqualität und damit auch auf die MS-Erkrankung ist nicht auszuschlieβen. Ich selbst stelle tatsächlich auch einen positiven Effekt z.B. durch den Konsum des Leber-Galle-Tees fest, denn ich bin (wie eben beschrieben) hierdurch leistungsfähiger. Dieser Tee besteht unter anderem aus Löwenzahn, Gelbwurz und Schafgarbe – also Pflanzen, die Bitterstoffe enthalten. Bitterstoffe gibt es unter anderem auch in Mariendistel, Artischocke, Chicorée, Brennnessel, Enzian, Wermut und einigen anderen Pflanzen. Man kann Bitterstoffe also in Form von Nahrung, Tee, Dragees oder Tropfen zu sich nehmen. Die Tropfen enthalten womöglich Alkohol und da man eben nur Tropfen zu sich nimmt, ist dies für mich eine Zeit lang ok. Als bekannter alkoholischer Auszug ist z.B. der Schwedenbitter zu nennen. Allerdings würde ich alkoholbasierte Elexiere nicht unbedingt für den Dauerkonsum verwenden – schon alleine um ein gewisses Suchtpotential zu minimieren und die Leber nicht unnötig zu belasten. Daher greife ich gerne immer wieder auf Nahrungsmittel und Tee zurück, die Bitterstoffe enthalten. Sollte Ihnen eine bitterstoffreiche Pflanze nicht bekommen, dann versuchen Sie es doch mit einer anderen.

Der Konsum von Bitterstoffen hat auβerdem noch den positiven Effekt, dass man weniger Appetit auf Süβes verspürt.

Was mir in Arztpraxen und Apotheken auch schon ein paar Mal begegnet ist, ist der Ratschlag, Echinacea zu konsumieren, gerade wenn man erwähnt, dass man MS hat. Echinacea ist weitläufig als entzündungshemmend und daher immunstimulierend bekannt. Es gibt aber gerade hinsichtlich der MS-Erkrankung immer wieder den Hinweis, dass es dort eben nicht konsumiert werden sollte.[40] Dies scheint einem Teil des pharmazeutischen / medizinischen Personal nicht allzu geläufig zu sein und so findet man sich als MS-Patient zwischen entgegengesetzten Ratschlägen wieder. Bisher konnte ich auch nicht nachvollziehen, ob das Abraten proforma darauf bezogen wird, dass es das Immunsystem stimuliert und man es mit schulmedizinischen Therapeutika eher drosseln möchte – und daher aus diesem Grund zunächst widersprüchlich erscheint.

Der Begriff “Immunsystem” ist allerdings recht weit gefasst und auch hier kann man nicht unbedingt alles in eine Schublade packen. Studien zu negativen Auswirkungen von Echinacea bei MS sind mir bisher kaum untergekommen, lediglich der oben genannte Hinweis ohne nähere Hinter­grund­informationen. In einer wissenschaftlichen Veröffentlichung werden zwei Personen erwähnt, denen kurz vor der Diagnose „akute disseminierte Enzephalomyelitis“ pflanzliche Mittel injiziert (!) wurden. Und nur eine davon hatte Echinacea verabreicht bekommen.[41] Möglicherweise war die Gabe von Echinacea und das Auftreten der Erkrankung ein Zufall, was in so kleinen Studien mit 1 Probanden nicht herauszufinden ist. Vielleicht wird es in Zukunft mehrere Studien geben, die auf einen destruktiven Zusammenhang von Echinacea auf das Krankheitsgeschehen hin­weisen. Bisher konnte ich diese aber nicht wirklich finden.

Mit Echinacea wird generell die Erhöhung der Leukozytenzahl in Verbindung gebracht. Bisher konnte ich meinen Blutwerten – auch denen während meines Schubes – keine veränderte Leukozyten­zahlen entnehmen (weder erhöht noch erniedrigt), was aus meiner Sicht potenziell einen MS-Schub in Abhängigkeit von der Leukozytenzahl erklären würde. Selbst in der Literatur gibt es -je nachdem welchen statistischen Test man anwendet- unterschiedliche Ergebnisse.[42] Somit erscheint es mir bisher nicht möglich, einen direkten Zusammenhang zwischen Echinacea­konsum und Krankheitsverschlechterung per se herzustellen – zumindest wenn keine schul­medzinische Therapie stattfindet. Möchte aber auch darauf hinweisen, dass eine solche Verbindung generell nicht auszuschlieβen, der Begründungkette aber schlecht zu folgen ist!

Insgesamt sollten Sie bei einer pflanzlichen Therapie auch darauf achten, dass Sie die jeweilige Pflanzensorte auch vertragen. Manche Leute haben ohnehin Allergien gegenüber bestimmten Pflanzen und sollten dann nicht unbedingt pollenhaltige Therapien dieser Pflanzen erhalten. Sollte Ihnen bisher keine Allergie bekannt sein, dann achten Sie bitte dennoch auf unliebsame Nebenwirkungen und wechseln Sie, wenn nötig auf eine andere Pflanze mit ähnlicher Wirkung. Das gilt nicht nur für Injektionen (die ich bisher mit Vorsicht betrachten würde), sondern eben auch für Lebensmittel wie Tees und Honig.

Unabhängig davon, ob Sie sich für oder gegen eine schulmedizinische Langzeit-Therapie entscheiden, ist es sicherlich hilfreich, sich mit einigen Dingen auseinanderzusetzen: Die Krankheit gilt aus schulmedizinischer Sicht bisher nicht als heilbar – obwohl es Menschen gibt, die die Diagnose MS vor einiger Zeit erhalten und seit vielen Jahren keine Verschlechterung der Erkrankung erlitten haben. An dieser Stelle möchte ich nicht näher auf die Diskussion heilbar oder unheilbar eingehen. Möchte Sie aber dafür sensibilisieren, Ihre Diagnose insoweit zu akzeptieren, dass es Sie nach Möglichkeit keine unnötige Energie kostet. Was ich damit meine, ist: Sie haben gerade keine Diagnose erhalten, die Ihnen nur noch wenig Lebenszeit einräumt. Sie können Ihr Wohlbefinden und auch den Krankheitsverlauf selbst beeinflussen und somit einen Teil oder sogar Ihre komplette Behandlung selbst gestalten! Es ist Ihr Körper, auf den Sie hören sollten. Wenn Sie gerade keine schulmedizinische Therapie wünschen, Ihnen im späteren Leben danach ist, dann stellen Sie um. Oder auch umgekehrt. Es muss keine Entscheidung für immer sein. Das bleibt alleine Ihnen überlassen und dessen sollten Sie sich bewusst sein! Und daher sollten Sie sich auch nie zu etwas drängen lassen, denn das kommt selten gut!

Generell ist es so, dass Sie schulmedizinisch beraten werden, wenn Sie einen Schulmediziner aufsuchen, und der Arzt Ihnen tendenziell weniger zu alternativen Unterstützungen raten wird. Das heiβt aber nicht, dass Sie Ihren Körper nicht alternativ unterstützen sollten. Im Gegenteil: Es ist sogar sehr hilfreich, wenn Sie sich zum Beispiel mit verschiedenen Formen der Bewegungstherapie auseinandersetzen oder Möglichkeiten zur Stressreduktion und sich im Allgemeinen mehr sensibilisieren, auf Ihren Körper zu hören!

Inzwischen gibt es auch Initiativen von MS-Erkrankten für MS-Erkrankte. Hierzu zählt z.B. ein Blog, in dem Erfahrungen mit alternativen Therapien und Lebensstil-Maβnahmen geteilt werden.[43],[44] Sie werden auch noch weitere wertvolle Informationen für sich in Blogs und Büchern von anderen MS‑Erkrankten finden! Sie werden feststellen, dass viele von ihnen eine schwere Zeit hatten, aber diese auch weitestgehend überwinden konnten! Sie sind nicht alleine!

Weiterlesen