Selbsthilfegruppen und Foren

Manchen Erkrankten hilft es, wenn Sie sich in Vereinen, Selbsthilfegruppen oder Foren austauschen können und ihre Erfahrungen teilen. Diese Möglichkeit besteht und Sie können Sie jederzeit nutzen. Gerade in der Zeit nach der Erstdiagnose fehlt es an Informationen und da wäre ein Austausch zur Standortbestimmung vielleicht angebracht. Manchen hilft sie, mit weniger Angst in die Zukunft zu gehen. Machen Sie sich mit dem Angebot vertraut und schnuppern Sie einfach mal hinein. Vielleicht ist es für Sie hilfreich!

An dieser Stelle möchte ich auch darauf hinweisen, dass Sie u.a. in Foren sicherlich Ansprechpartner finden werden. Nicht aber unbedingt welche, die Ihren Weg auf alternative Weise gestalten und möglicherweise auch damit gut fahren. Das mag natürlich nicht pauschal für jeden Verein oder jedes Forum zutreffen. Mir ist es aber ein Anliegen, auf diesen Punkt aufmerksam zu machen, denn Sie sollen sich letztendlich wohlfühlen und nicht mitgerissen werden von etwas, das Ihnen vielleicht nicht zusagt. Verstehen Sie das jetzt bitte nicht als Aufforderung, sich nicht mit solchen Gruppen aus­einander­zu­setzen, auch wenn Sie für sich eine alternative Therapie bevorzugen. Das eine schliesst das andere nicht aus. Vielleicht treffen Sie dort auf Erkrankte, die möglicherweise schulmedizinisch betreut werden und zusätzlich noch alternativ unterstützen. Auch hier können Sie sich womöglich austauschen. Versuchen Sie es! Und wenn es Ihnen nach ein paar Treffen nicht zusagt, dann behalten Sie es als eine mögliche Anlaufstelle für die Zukunft weiterhin im Hinterkopf.

Solche Austauschbörsen könnten für manche Betroffene allerdings zunächst demotivierend sein, besonders wenn man dort Erkrankte mit stärkeren Einschränkungen zu Gesicht bekommt und einem so womöglich die eigene Zukunft vor Augen geführt wird. Das ist also wieder ein Spiel mit der Angst. Doch Sie sollten sich auch hier nochmals bewusst machen (gerade als MS-Erkrankter, den man seine Erkrankung nicht ansieht), dass nicht jeder Erkrankte häufige Schübe erleiden muss, nicht unbedingt im Rollstuhl enden wird und auch auf längere Sicht nicht unbedingt mit starken Einschränkungen zu kämpfen hat. Und dass es auch bei Ihnen nicht unweigerlich so weit kommen muss, wie Sie es vielleicht bei manch anderen sehen. Nehmen Sie sich diese Berührungsangst. Und vielleicht gewinnen Sie daraus hilfreiche Erkenntnisse für Ihre eigene Zukunft! Manche Vereine bieten ausserdem verschiedene Gruppen an, denen man sich anschliessen kann, z.B. für junge Erwachsene, die regelmässig wandern gehen. Es gibt also durchaus einige Erkrankte, die nicht im Rollstuhl gelandet sind!

Das eben beschriebene sollte in keiner Weise darauf hindeuten, dass man sich nicht mit körperlich stärker beeinträchtigen Erkrankten auseinandersetzen soll. Es sollte lediglich darauf hinweisen, dass Sie sich nicht gefangen nehmen lassen sollten von der eigenen Angst! Jeder Mensch hat seine eigene Art mit der Erkrankung umzugehen. Eben auch die stärker körperlich beeinträchtigten. Diese freuen sich sicherlich auch über neue Kontakte und den Austausch, der sich sicherlich nicht nur um das Thema MS drehen wird. Wagen Sie ruhig diesen Schritt. Geben Sie ihm eine Chance und möglicherweise profitieren beide Seiten, also auch Sie davon!

Kurz nach meiner Diagnose hatte ich mich zu einem Event einer Selbsthilfegruppe angemeldet und bin wie verabredet in dem Park, der als Treffpunkt genannt wurde, erschienen. Schon aus der Ferne konnte ich einige Rollstühle identifizieren und war mir nicht sicher, ob nun wirklich noch die letzten Schritte in diese Richtung machen wollte. Ich habe mich schlieβlich doch getraut, bin auf nette Menschen gestoβen, die mich herzlich aufgenommen haben. Muss allerdings gestehen, dass ich den Weg nicht nochmals dorthin gefunden habe, was durchaus einer gewissen Altersdifferenz von mehreren Jahrzehnten zuzuschreiben ist. Habe im Laufe der Zeit auch jüngere Erkrankte auf meinen Arbeitsstellen kennengelernt (ja, dort gibt es vermutlich mehr als Sie zunächst vermuten würden) und treffe mich immer wieder mit ihnen, auch um über andere Themen als die Krankheit zu reden! Aber natürlich tauschen wir uns auch über Krankheit und Therapie aus, wenn es mal etwas Neues zu berichten gibt.

Wenn Ihnen die Diagnose sehr zugesetzt hat, gibt es ausserdem die Möglichkeit, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Fühlen Sie sich nicht zu diesem Schritt genötigt. Vielleicht brauchen Sie erst mal ein paar Tage und Wochen für sich, um mit der Diagnose klarzukommen. Und dann bedarf es womöglich keiner psychotherapeutischen Unterstützung. Sollten Sie allerdings längere Zeit seelisch stark unter der Diagnose leiden, dann scheuen Sie auch diesen Weg nicht. Nicht selten hat man vor einem Schub mit emotional heftigen Situationen zu kämpfen. Womöglich ist die Diagnose nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, um schlieβlich doch den Weg zum Psychologen zu finden!

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