Wieder Daheim

Nach dieser mehrtägigen Stoβtherapie lasse ich mich von einem Bekannten abholen, der an diesem Tag ohnehin geschäftlich in der Stadt unterwegs ist. Er meldet sich kurz, als er nahe der Klinik hält und wartet im Auto auf mich. Ich bin froh, dass mein Koffer Rollen hat und ich ihn weitestgehend ziehen kann, bis eine kleine Stufe vor mir auftaucht. Das Ziehen war schon mühsamer als sonst. Nun versuche ich, den Koffer ein klein wenig hochzuheben und schaffe es kaum. Mir fehlt jegliche Kraft und ich brauche sehr lange, bis ich schlieβlich beim Auto ankomme. Hätte ich das vorher gewusst, hätten wir das definitive anders organisieren müssen. Aber leider hatte mich keiner in der Klinik über meinen rapiden körperlichen Zerfall aufgeklärt. Und daher konnte und wollte ich auch nicht verstehen, dass ich es plötzlich kaum alleine schaffe. Wir machen uns auf den Weg zu mir nach Hause und ich schlafe gleich nach dem Start der Autofahrt ein. Ich bin total kaputt, denn die paar Meter zum Auto und die Stufe haben sich für mich wie ein nicht enden wollender Marathon angefühlt.

Daheim steige ich aus und werde von meiner Mutter begrüβt. Ich schleppe mich die paar Meter vom Gartentor zur Haustüre, steige ein paar Treppenstufen und lege mich ins Bett. Ich kann wieder schlafen. Und das muss ich nun auch ganz viel!

Drei Stunden später werde ich wach und wage den Weg nach unten in die Küche. Ich bin so unendlich platt, esse kurz etwas und lege mich wieder ins Bett. Am nächsten Tag kann ich endlich den Blumenstrauβ von meiner Oma auf meinem Schreibtisch bewundern, der frisch geliefert wurde. Als ich mich daran mache, das Bett zu verlassen, muss ich feststellen, dass ich mich kaum bewegen kann. Ich habe von der nun wirklich geringen Bewegung am Vortag so unglaublichen Muskelkater, dass ich meine Füβe nicht normal abrollen lassen kann. Kann mich wirklich nicht daran erinnern, jemals einen so heftigen Muskelkater erlebt zu haben. Es ist fast unmöglich, sich zu bewegen. Und doch wollte ich mich unbedingt bewegen. Vielleicht auch, weil mir die Rollstuhlbilder nicht aus dem Kopf gehen wollten.

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